Wir teilen hier einen Text, der es wert ist gelesen und geteilt zu werden.

Gedanken eines freiwilligen Feuerwehrmannes.

Als ich mich vor zehn Jahren entschied, in die Freiwillige Feuerwehr einzutreten, hatte ich keine Ahnung, was dies Bedeutet. Bisher hatte ich die freiwillige Feuerwehr immer belächelt. Aufgewachsen in einer Großstadt war ich es gewohnt, dass wenn es brennt die Profis von der Berufsfeuerwehr kommen. Aber nicht so in fast allen Städten und Gemeinden in Deutschland. Denn hier kommen Menschen wie Du und ich, die sich freiwillig zu Profis haben ausbilden lassen.

Wenn heute jemand, in der Gemeinde, in der ich lebe, die Hilfe der Feuerwehr benötigt, werden über 50 Personen gleichzeitig alarmiert. Der eine verlässt seine Arbeitsstätte, der andere kommt von Zuhause wo er sich von der Nachtschicht erholt und wieder andere kommen vom Sport oder der Familienfeier. Und so ist es an 365 Tage 24 Stunden im Jahr. Wir treffen uns jeden Montag, um den Ernstfall zu trainieren. Aber auch an vielen anderen Terminen im Jahr um das umfangreiche technische Equipment jederzeit Einsatzbereit zu halten viel Freizeit, die wir zum Wohle der Gemeinschaft opfern.

Warum?

Meine Freunde haben mich gefragt, als ich mit Anfang 30 Mitglied bei der Feuerwehr wurde, warum machst Du das? Mein Beweggrund, in die Feuerwehr einzutreten, war es anderen Menschen zu helfen und meinen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Aber auch die Faszination Feuerwehr, die man auch in allen Kinderaugen sehen kann, wenn ein Feuerwehrauto vorbeifährt, hat mich dazu bewogen.

Warum?

„Warum tust Du dir das an?“, fragen einige immer wieder, wenn ich von Einsätzen erzähl. Sie haben ja Recht, wenn man auf die teilweise schrecklichen Einsätze blickt, die wir als Feuerwehrleute erleben. Aber es gibt auch so viele tolle Moment, in den wir Menschen und Tieren aus einer Notlage helfen konnten, die jede Sekunde unserer Arbeit rechtfertigen.

Jedoch manchmal ist jede Hilfe, die wir versuchen zu leisten, vergebens. Das sind die Momente, die einen hart treffen. Momente, in denen auch Retter Hilfe brauchen, das Geschehene zu verarbeiten. Und auch hier bin ich froh, dass das System Feuerwehr hierfür gewappnet ist und niemand mit seinen Problemen alleine gelassen wird.

Warum?

Was stimmt in unserer Gesellschaft nicht mehr, dass der Respekt gegenüber Rettungskräften immer mehr abnimmt. Warum werden Feuerwehrleute im Einsatz beschimpft, bespuckt und sogar tätlich angegriffen? Auch in musste schon erleben, wie Mitmenschen mich beschimpften, weil ich eine Straße sperrte und nach ihrer Meinung dazu nicht berechtigt bin. Ich bitte diese Menschen doch erst einem Moment in sich zu gehen und zu überlegen, den eigenen Egoismus zu besiegen und auch zurück zu stecken. Denn vielleicht kämpft hinter der Absperrung ein Mensch um sein Leben.

Auch das Thema Gaffen wird in den Medien immer wieder breitgetreten, ich habe da meine eigene Meinung dazu, denn die Neugier des Menschen ist einfach zu groß. Ich mache sogenannten Gaffern keinen Vorwurf, wenn sie versuchen einen Blick auf das Geschehene zu werfen, um ihre Neugier zu befriedigen. Auch die Frage, was ist den da passiert, versuche ich (wenn möglich) zu beantworten. Manchmal können bzw. dürfen wir das aber aber nicht beantworten. Hierfür bitte ich hier stellvertretend um Nachsicht.

Was ich aber verachte sind Personen, die Einsatzkräfte behindern, Absperrungen überwinden, Persönlichkeitsrechte missachten und mit Handys versuchen Aufnahmen zu erhaschen. Diese perfide Art zu gaffen gehört hart bestraft!

An dieser Stelle möchte ich mich auch bei dem Pressevertretern bedanken, deren Arbeit ich sehr schätze. Sie wissen, welche Bilder sie veröffentlichen dürfen und verhalten sich immer zurückhaltend und kooperativ an den Einsatzstellen. Wegen Ihnen müssen wir keinen Sichtschutz für die Opfer aufbauen, diesen müssen wir leider nur für die Gaffer aufbauen, die jeglichen Anstand und Respekt gegenüber Mitmenschen verloren haben.

Kameradschaft

Eine so enge Kameradschaft habe ich noch nie erlebt. Natürlich gibt es wie in jeder Gruppe mal Reibereien. Aber wenn es darauf ankommt, stehen alle füreinander ein. Die unvergleichliche Hilfsbereitschaft jedes einzelnen Feuerwehrmannes/ – Frau ist es, die dazu beiträgt, dass man sich auch im Ernstfall aufeinander verlassen kann. Auch wenn man im privaten einmal ein Problem hat und Hilfe benötigt, kann man auf die Kameraden/-innen zählen. Sie fragen nicht, sie packen mit an. Dieser bunt zusammengewürfelte Haufen fragt nicht nach Religion, Hautfarbe, politische Ansichten, Nationalität oder sonstigen Themen, wenn es darum geht zu helfen. Hier steht der Mensch oder das Tier im Mittelpunkt, dem es gilt schnellstmöglich und professionell zu helfen!

Resümee:

Ich kann nur jeden, der mit dem Gedanken spielt, auch Aufgaben in der Feuerwehr zu übernehmen, ermutigen, dies zu tun. Diese Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren sammeln durfte, möchte ich nicht missen. Dieses schöne Gefühl nach einem erfolgreichen Einsatz, in dem man alles gegeben hat, um zu helfen, ist mit nichts zu vergleichen. Aber auch der Spaß kam nie zu kurz. Es gab so viele gemeinsame Unternehmungen oder Abende, die immer den Spaß im Mittelpunkt hatten, an die ich gerne zurückdenke und mich für die Zukunft schon jetzt freue.

Ich hoffe, dass dieser Text von Menschen gelesen wird, die den Mut haben, den ersten Schritt zu tun und sich bei ihrer örtlichen Feuerwehr informieren. Denn die Zahl derer, die bereit sind etwas für die Gemeinschaft zu opfern, wird immer kleiner.

Traut Euch und werdet Feuerwehrfrau oder Feuerwehrmann!

 

Ein freiwilliger Feuerwehrmann

Im September 2017