Geschickt greift der zehnjährige Luis nach dem Strahlrohr im Feuerwehrfahrzeug und rennt mit Truppfrau Jolina zur Einsatzstelle. In der Nähe ist ein Busch in Brand geraten, alles muss jetzt – genau wie bei einem richtigen Einsatz – ganz schnell gehen. Schläuche werden mit Schwung ausgerollt, der Verteiler in Position gebracht und der Befehl „Wasser marsch“ schallt über den Platz. Es ist die erste Übung der Brühler Jugendfeuerwehr nach knapp sechs Monaten Pause.

„Wir richten uns an die Empfehlungen des Jugendfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg und sprechen uns zusätzlich mit dem Kommando ab“, erklärt Jugendwart Sebastian Magnussen die Vorgehensweise. Die Feuerwehr müsse sich als systemkritische Infrastruktur vor Infektionen mit dem Coronavirus besonders schützen, denn bei einem Verdachtsfall seien die Konsequenzen fatal: Alle Kontaktpersonen der Einsatzmannschaft müssen in Quarantäne und der Brandschutz in der Gemeinde könnte eventuell nicht mehr sichergestellt werden. Deshalb tragen sowohl die Jugendlichen als auch die Betreuer bei den Übungen Mund-Nase-Masken und halten den Mindestabstand ein.

Die Jugendleiter erklären außerdem alle Maßnahmen, die die Jungen und Mädchen einhalten müssen. So sollen sie so wenig Zeit wie möglich in den Fahrzeugen verbringen, denn der Platz darin ist eng und im Anschluss ist erst einmal desinfizieren angesagt. Dafür haben die 25 Jugendlichen, die sich aktuell in zwei Gruppen dienstags und mittwochs treffen, natürlich Verständnis. Trotzdem sind alle froh, dass im Gerätehaus am Schrankenbuckel langsam wieder Leben einkehrt. „Am meisten hat mir die Kameradschaft gefehlt“, erzählt der 16-jährige Lars. Gemeinsam mit vier weiteren angehenden Feuerwehrmännern aus der Jugend absolviert er nächstes Jahr – sofern es Corona zulässt – die Grundausbildung, die die Wissensgrundlage eines jeden Feuerwehrmitgliedes im aktiven Dienst bildet. „Deshalb finde ich es super, dass es wieder losgeht“, meint Lars, während er mit einer Übungsleine nacheinander verschiedene Feuerwehrknoten bindet.

„Knoten braucht man im Feuerwehralltag immer. Damit befestigen wir Gegenstände, ziehen beispielsweise Schläuche ein Gebäude hoch und retten im Notfall uns selbst oder andere Personen“, sagt André Bruns, einer unserer Jugendleiter, und macht direkt den sogenannten Mastwurf vor. Fleißig probieren die Jungen und Mädchen den Knoten nachzumachen – bei den meisten klappt das schon ziemlich gut. Dabei testen der stellvertretende Jugendwart Torben Wedel und die übrigen Jugendleiter gleich, was die kleinen Floriansjünger nach der langen Pause noch wissen. Auf dem Plan steht heute außerdem der dreigeteilte Löschangriff, der sozusagen zum kleinen Einmaleins der Feuerwehr gehört. Die jungen Feuerwehrmänner und -frauen stellen sich hinterm Fahrzeug immer truppweise auf und warten auf die Befehle des Gruppenführers. Wenn jeder genau weiß, was er zu tun hat, beginnt das Einsatzgeschehen.

Der Parkplatz hinter dem Gerätehaus eignet sich prima für die Übungen der Jugend, so kann auf die Fahrt zum Übungsplatz am Rhein verzichtet werden. „Wir handeln immer mit der Intention, die Einsatzabteilung zu schützen“, macht Sebastian Magnussen deutlich. Deshalb werden im Moment, orientiert an der Empfehlung des Landesfeuerwehrverbandes, leider auch keine neuen Jugendlichen in die Abteilung aufgenommen.

Luis und Jolina halten bei der Übung das Strahlrohr in der Zwischenzeit auf den Busch, der Feuer gefangen hat. Rund 100 Liter Wasser fördert das Strahlrohr pro Minute. Luca und Lars halten ebenfalls mit einem Wasserstrahl auf die Brandstelle, während Katharina als Melder am Verteiler dafür sorgt, dass auf Zuruf die Ventile geöffnet oder geschlossen werden. Mit der Hilfe ihrer Kameraden ist der simulierte Brand schnell gelöscht und die erste Übung seit Beginn der Pandemie zu Ende.